Waller-Welt reloaded – Frühjahrstour zum Po
Mitte März hieß es für Corinna und mich wieder mal, auf Richtung Italien in die Waller-Welt von Markus Eule. Dies ist eine Top Zeit, um einen der ganz großen Welse zu erwischen, die in der Frühjahrsphase zudem meistens hohe Gewichte auf die Waage bringen. Das liegt daran, dass viele kurze Hochwasserphasen zurück liegen, in denen die Welse nach einem langen Winter in einen wahren Fressrausch geraten.
Nach Ankunft warf mich für die ersten Tage ein Virus aus der Bahn, welcher unter anderem Fieber und allgemeine Schwäche mit sich brachte. Ein optimales Angeln war so unmöglich. Wir wollten allerdings keine Zeit verschenken und direkt loslegten. Corinna war mir beim Montagen setzen eine große Hilfe, denn ansonsten hätte ich es umstandsbedingt nicht so einfach geschafft. Während dieser Zeit konnten wir trotzdem die ersten Waller auf die Matte legen. Langsam aber sicher ging es mit mir bergauf, wobei für den darauffolgenden Tag Dauerregen angesagt war. Was tun? Ein Wasseranstieg ist ideal, um große Fische an den Haken zu bekommen. Allerdings war ich noch nicht 100%ig fit und machte mir Sorgen über einen Rückfall. Wer mich kennt, weiß, dass das Angeln und gerade der Wels bei mir ganz oben steht, so dass es hier keine weiteren Überlegungen gab – nur eine, welche Strategie wir für den steigenden Pegel verfolgen sollten.
Hingegen dem Normalfall, in einer solchen Situation ein Überflutungsgebiet aufzusuchen, steuerten wir ein stark abfallendes Naturufer an. Hier war die Strömung rasend schnell und brachte viel Treibgut mit. Jetzt war das Boot bereits festgemacht und die Uhr weit fortgeschritten, so dass es zu spät für eine Planänderung war. Unter schwierigsten Bedingungen versuchten wir die Wallerruten optimal zu legen, was nicht einfach war, da uns die Strömung im Bruchteil einer Sekunde mehrere Meter machen ließ. Als wir schließlich alle Ruten präzise platziert und die Schnüre über das Ufer umgelenkt hatten, ließen wir den Abend bei einem Kaffee ausklingen.
Kurze Zeit später, um punktgenau halb acht, neigte sich die 280er Freestyle. Langsam aber gleichmäßig wurde sie nach unten gezogen, bis die komplett zugedrehte Bremse Schnur frei gab. Ein leichtes grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, denn unser Vorhaben in Kombination mit diesem ungewöhnlichen Platz ging auf. Corinna sprang direkt ins Schlauchboot und ich wollte mit der Rute hinterher. Das ging fast in die Hose, denn gerade in der Übergangsphase setzte der Fisch zur ersten Flucht an, was mich fast über Bord riss. Nun gab es für uns nur ein Ziel, schnell über den Fisch zu gelangen, um ihm nicht die Möglichkeit zu geben, sich in irgendein Hindernis zu setzen. Der Drill war brachial zwischen dem Treibgut in der reißenden Strömung. Wir legten eine große Strecke zurück, bevor wir den Wels in den Griff bekamen und ihn Richtung Oberfläche pumpen konnten. Der Wirbel kam zum Vorschein und der Wels legte seine letzten Fluchtversuche hin, ehe ich ihn über das Vorfach ans Schlauchboot dirigierte und zum Wallergriff ansetzen konnte. Geschafft, der Fisch war im Boot.
Allerdings mussten wir das Messen auf den nächsten Morgen verschieben, da die Schwanzflosse des Welses über das Schlauchboot ragte. Als es schließlich soweit war, bestätigte sich meine Vermutung und der Fisch knackte die 2,40er Marke, bis das Maßband letztendlich bei 2,48m stehen blieb. Aufgrund des Respektes vor dem Fisch und den damit verbundenen Strapazen, verzichteten wir wie immer auf einen Wiegeakt. Aufgrund größerer und schwererer Fische in der Vergangenheit konnten wir das Gewicht auch so ganz gut einschätzen und es wird bei ca. 110kg gelegen haben.
Die nächsten Tage brachte Pleiten, Pech und Fische mit sich. Wir konnten zwar in regelmäßigen Abständen unsere schleimigen Gesellen überlisten, doch gab es Situationen, die ich persönlich zuvor noch nicht erlebt hatte. Das erste Missgeschick übernahm ein 2/0er Owner Drilling, der sich durch meinen Zeigefinger in den Knochen bohrte. Ich musste ihn mit Hilfe einer Zange, sowie einem Messer auf dem Wasser raus operieren, während ein kurzer Krankenhausaufenthalt im Nachhinein wohl die bessere Lösung gewesen wäre. Der nächste Fauxpas wurde durch einen Ast hervorgerufen, der sich bei einer Bootsbefestigungsaktion im Uferbereich in meine Augenhöhle bohrte und abbrach. Zum Glück wurde der Augapfel verfehlt und ich konnte ihn reflexartig rausziehen. Soviel zu den kuriosen Missgeschicken, auf die ich nicht weiter eingehen möchte.
Vier Tage vor Ende der Tour holte ich Timo aus Romanore vom Bahnhof ab, der die letzten Tage mit uns voll durchstarten wollte. Wie das im Team sein sollte, setzten wir alle Wallerruten stetig zusammen und wechselten uns bei den Drills ab. Zudem genossen wir das frühsommerliche Wetter, welches uns Sonnenschein und Temperaturen über der 20°C Marke bescherte. Am letzten Tag bei der Rutenkontrolle am Nachmittag konnten wir uns ein Schmunzeln nicht verkneifen, als Timo den Stein hochpumpte und sich ein Wels festgebissen hatte, der kaum größer als der Köderfisch war.
Zwei Wochen waren um und wir peilten schweren Herzens die Waller-Welt an, um uns auf den Rückweg vorzubereiten. Alles in allem war es wieder eine rundum gelungene Tour mit dem einen oder anderen Big-Fish in dem geilsten Camp Italiens bei Markus Eule!
Schleimige Grüße
Ruwen Koring
www.team-black-cat.com