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Der Lückenbüßer

Ein Haupthindernis für unbeschwerte Anglerfreuden ist in vielen Fällen die zuweilen sehr üppige Vegetation im Wasser. In Gewässern mit starkem Pflanzenbewuchs gedeihen viele Fische oft unbekümmert weil von Anglern gemieden. Unter 0,30 mm Schnur braucht man da gar nicht anzufangen, oder beschränkt sich auf die ganz kalten Monate, in denen das „Gemüse“ welk darnieder liegt. Wenn man allerdings in der Lage ist den Köder punktgenau anzubieten sind auch der Sommer und der Herbst Teile der als unwirtlich verschrieenen Hechtsaison.

Gerade der Sommer ist ja eigentlich prädestiniert für die schnelle und rasante Kunstköderangelei. Der Kreislauf der Hechte läuft auf Hochtouren und sie attackieren die schnell geführten Köder mit äußerster Vehemenz. Vorausgesetzt es ist nicht zu heiß und die Fische werden träge und vor allem müssen die besagten Kunstköder erst mal bei den Räubern ankommen, denn gerade im Sommer sind viele Gewässer gnadenlos zugekrautet.

Man wirft und schon beim Aufprall hängt der Kunstköder eigentlich schon im Unterwasserdschungel.. Natürlich gibt es da verschiedene Wege das zu umgehen, wie eben reine Oberflächenköder, die über die Pflanzen hinweg laufen, oder Blinker mit Krautschutz und nicht zu vergessen die modernen Gummiköder mit versenktem Haken.

Sie haben aber alle die unangenehme Eigenschaft die Hakquote doch nach unten zu drücken und büßen bei richtig dickem Bewuchs bis an die Oberfläche auch viel von ihrer Fängigkeit ein. Nicht alles was auf Schwarzbarsch wunderbar klappt, weil eben auch dafür konzipiert, ist auch 1:1 auf Hechte übertragbar. Eine oft noch nicht realisierte und gelernte Lektion, für die schon so mancher Hecht das Lehrgeld zahlen musste.

Wer nun nicht ständig im Kraut sondern lieber mal im Hechtmaul einen Hänger haben möchte, sollte andere Wege beschreiten. Wichtig dafür ist kräftiges Naturködergerät nebst Köderfischen und Schnurfett sowie eine gute Polbrille.

Oft sind diese stark verkrauteten Gewässer nicht sehr tief, so daß es gilt, eine möglichst unauffällige Präsentation zu wählen. Über dem sehr flach angebotenen Köder kommt schon bald die Wasseroberfläche und da brauche ich trotz all der Pflanzenteile nicht unbedingt noch auffällige Störfaktoren.

Daher ist eine durchsichtige Pose schon eine gute Wahl. Ich bevorzuge auch der Unauffälligkeit halber eine monofile Hauptschnur. Zum Absäbeln der Pflanzen im Drill wäre sicher eine geflochtene Schnur nicht schlecht und von den Schwimmeigenschaften ist diese auch klar im Vorteil, aber was die Sichtigkeit angeht, ist eine Monoschnur sicher weniger auffällig, zumal ich ja auch kein dünnes Geflecht verwenden würde, sondern schon ein ziemliches Seil.

Die Polbrille ist daher so wichtig weil sie einem den Platz weist, wo man letztendlich den Köder ausbringen und angeln kann; die Krautlücke.

Am besten geht das von einer leichte Anhöhe aus. Das kann ein Spazierweg oberhalb des Angelplatzes sein, oder auch eine Uferböschung oder eine Parkbank oder ähnliches was man so an heimischen Gewässern findet.

Die Tarzans unter uns können auch einen Baum besteigen. Dank der Brille sieht man dann relativ gut, wo zwischen all dem Grün ein dunkler Fleck ist. In der Regel sind dunkle Flecken ja nicht gerade die Überbringer froher Kunde; anders hier, denn diese Stelle ist ein potentieller Angelplatz inmitten des Dschungels, ein wahrer Hotspot.

Jetzt gilt es genug Zielwasser getankt zu haben und den Köderfisch präzise an die gewünschte Stelle zu bringen. Hat dies geklappt ist der Köderfisch genau so im Fokus der gierigen Räuber drum herum, wie die Auslage eines Juweliers.

Natürlich ist man sehr eingeschränkt was die oft nur wenigen Krautlücken in einem Gewässer angeht, aber in dieser Hinsicht ist das oft so klare Wasser auch mal ein Vorteil, denn die gute Sichtigkeit erleichtert die Wahrnehmung des Köders auf Distanz.

Sobald ein Abtauchen der Pose einen Biss signalisiert, sollte man sich auf ein gut platziertes Schnellanschlagsystem verlassen und nicht zu lange warten, sonst hat man neben dem Hecht auch noch bergeweise lästige Botanik am anderen Ende der Schnur.

Nach dem zügigen Drill noch schnell den Fisch keschern, auf einer Matte abhaken und nach vielleicht einem kurzen Erinnerungsfoto wieder für das ökologische Gleichgewicht in dem Gewässer sorgen und nicht gerade am oberen Ende der Nahrungskette einen empfindlichen Eingriff vornehmen.

Wenn das Kraut nach einer Kälteperiode abgestorben ist, tut man sich natürlich entsprechend leichter, aber dann kann man zum Abackern der nun größeren zugänglichen Wasserfläche auch andere Ansätze wählen.

So manche als uneinnehmbar geltende Burg ist schon erobert worden, wenn man sich lange genug nach einer Schwachstelle oder eben Lücke umgesehen hat, das gilt zum Teil auch beim Hechtangeln.

Petri

Uwe Pinnau

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