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Mit Trick Siebzehn auf Hecht- modernes Vorfachtuning

Es ist ein kühler Herbstmorgen wie er im Buche steht, das Laub und der Großteil des Jahres haben sich bereits verabschiedet, aber auf die Hechtangler warten noch die vielleicht besten Momente des Jahres.

Der geschleppte Köderfisch soll uns heute den Erfolg bringen und die letzten Vorbereitungen werden getroffen. Letztlich gilt es nur noch die Pose auf die richtige Tiefe zu stellen. Die Haken hängen blank im Wasser und sinken ab als ich den Stopper weiter nach oben verschiebe um auf mehr Tiefe zu kommen. Doch plötzlich hängen sie fest. So ein Mist, das kommt davon so was gleich am Anlegeplatz zu machen, irgendein dummes Stahlseil hat sich meiner Montage bemächtigt. Doch seit wann rucken Stahlseile und ziehen seitlich weg? Es war tatsächlich ein Fisch am anderen Ende und nach einem eher merkwürdigen, weil doch so unverhofften Drill kam ein netter 85 cm- Hecht zum Vorschein. Auf blanken Haken, also völlig ohne Köder. Da war nichts außer zwei schwarzen Haken und einem kleinen roten Fähnchen wie man es an Eff Zett-Blinkern vorfindet, das hatte schon gereicht und war natürlich sehr kurios. Ich begann mir mehr Gedanken um meine Vorfächer zu machen und hier und da noch was aufzupeppen.

Wenn man sich entscheidet mit Naturködern auf Hecht zu fischen, kommt man neben einer stabilen und gutmütigen Rute, einer Freilaufrolle, starker Schnur und je nach Präsentation um gut sichtbare Posen nicht herum. So oder ähnlich sieht die Checkliste der meisten Naturköderangler letztlich aus und folglich wird dem eigentlich wichtigsten Teil der Materialaufstellung, dem Stahlvorfach, oft zu wenig Beachtung geschenkt.

Ich finde man sollte dem Teil mit die meiste Bedeutung beimessen, das sich am nächsten am Fisch befindet, denn ob die verwendete Rute eine Testkurve von 2,5 lb oder 3,25 lb hat, ist dem Hecht ziemlich egal und ein vergleichsweise unwesentlicher Bestandteil der Planung.

Das ist zwar schade, aber auch eigentlich nicht weiter verwunderlich, denn die Lehrbuchmeinung in Deutschland vom Hecht als Fischereischädling ist leider immer noch recht weit verbreitet und da sind Vorfächer mit einem großen Drilling und lange Schluckphasen vor dem Anhieb das Mittel der Wahl.

Weitaus moderner und fischschonender ist da schon der englische Ansatz und die Verwendung von Schnellanschlagsystemen, die es Dank zwei hintereinander geschalteten Drillingen erlauben viel eher anzuschlagen und den Hecht dann mit meistens weit vorn sitzenden Haken auch zurückzusetzen.

Doch auch hier gibt es wiederum den puristischen Weg sich einfach nur der Haken und des Stahlvorfachs zu bedienen oder eben maßgeschneiderte Lösungen für verschiedene Einsatzbereiche zu finden und diese dann mit den am Markt angebotenen Kleinteilen zu verfeinern und zu optimieren.

Die Kleinteile:

-Drillingshaken Gr. 4-8, dickdrähtig (Partridge, Fox, Greys)

-Einzel- oder VB-Haken (spezieller Zwillingshaken) Gr. 4-8 (Kamasan B983 o. Partridge)

-7x7 Stahlvorfachmaterial mindestens 10 kg Tragkraft (Greys, Fox, Think Big)

- Quetschhülsen + entsprechende Zange (Think Big, Fox)

-Qualitätstönnchen ( Think Big, Greys, Fox)

-Gummiperlen (Fox, Greys)

-kleiner Seitenschneider (Knipex)

-große Schrotbleie

-ev. Ködernadel

-Karabiner (Fox, Greys, Think Big)

-Spinnerblättchen (Think Big)

-kleine Drehbügel für Spinnerblättchen (Think Big)

-div. Auftriebskörper (Fox, Greys)

-Bait Flags (rote Plastiklockfähnchen) (Greys, Fox)

-Crimp Covers und Treble Sleeves : Plastikschlauchstücke zum Abdecken der Quetschverbindung am Haken (Greys, Fox)

Grundmontage

Eigentlich eine der simpelsten Angelegenheiten, aber auch hier zählen wichtige Details.

Neben einem stabilen Tönnchen am oberen Ende des 60-80 cm langen Vorfachs nimmt man je nach Ködergröße 2 Drillinge für die Endsektion. Für ein durchschnittliches handlanges Rotauge bevorzuge ich einen 6er Drilling oben und als Endhaken einen Drilling Gr. 8. Der obere Haken ist hauptsächlich der Halte- und der untere der Fanghaken und im ungünstigen Fall der Haken, der auch etwas tiefer sitzt, daher macht es schon viel Sinn, ein möglichst kleines Modell zu nehmen.

Über die Klemmhülsen und Hakenöhre schiebt man dann jeweils ein langes Crimp Sleeve.

Diese Schlauchstücke sorgen dafür daß sich die ganze Montage auch nach dem Auswurf und dem Absinken schön gerade am Grund befindet. Verhedderungen wird vorgebeugt und auch die gefährlichen Knicke an den Quetschhülsen während des Drills haben schlechte Karten.

Weiterhin ist die Montage komplett glatt und abgedeckt und Kraut und Pflanzenreste haben wenig Möglichkeiten sich an den teils scharfkantigen Stellen am Haken und den Quetschhülsen festzusetzen.

Wenn es sich um eine reine Grundmontage mit Blei handelt, reicht das eigentlich schon aus, wenn allerdings eine Pose zur Bissanzeige dient, sollte man noch ein sogenanntes „Uptrace“ vor das Hakensystem schalten. Dies ist eigentlich nichts anderes als ein normales Stahlvorfach zum Spinnfischen, das man mit einem großen Schrotblei versieht, um den Köder noch besser am Boden zu fixieren, dessen Rest aber Richtung Pose aufzeigt und verhindern soll, daß der Hecht nach der Aufnahme des Köders in die Hauptschnur schwimmt und diese kappt. Die Chancen dafür sind gerade beim Grundangeln recht hoch und da kann man für ein uptrace als vermeintlichen Fummelkram schnell dankbar sein.

Farblich kann man die Haken nach Wunsch mit „bait flags“, kleinen roten Plastikfähnchen bestücken, die noch einen gewissen Reiz bringen können.

Mit Auftrieb

Wenn der Grund sehr schlammig oder krautig ist, oder man wegen anderweitigem Bodengetier den Köder etwas höher anbieten will, gibt es verschiedene neuartige Auftriebshilfen, die man vormontiert modular an den Grundmontagen befestigen kann.

Zum einen gibt es da sogenannte „bait popper“, verschieden große Bällchen aus rotem Schaumstoff mit ziemlich viel Auftrieb.

Man nimmt einfach ein Stück Stahlvorfach befestigt und einen kleinen Karabiner, fädelt oberhalb einen bait popper auf und fixiert das Ganze ähnlich wie bei einem Boiliestopper mit einer Klemmhülse und einer kleinen Perle.

Nun kann man die Auftriebssektion einfach beim fertig angeköderten Fisch mittig zwischen den zwei Drillingen einklinken, oder am zweiten Drilling befestigen, je nachdem welche Schwimmposition der Köderfisch später haben soll, natürlich stehend oder mit dem Kopf-oder Schwanzende auftreibend.

Sehr einfach in Anwendung und Montage sind auch die neuen Prowla Pop Up Floats von Greys. Sie sind aus Balsaholz gemacht, schwarz rot lackiert und am spitzen Ende mit einem Gewinde versehen, das es erlaubt sie auch in noch leicht gefrorene Köderfische von vorne „reinzuschrauben“. Man kann sie ganz einfach an der Endöse an einem Stück Stahl befestigen, das man dann auch bei Bedarf zuschalten kann. Ein einfaches, aber sehr praktisches Hilfsmittel.

Stationär hängend

Ganz klassisch und immer wieder gut anwendbar ist natürlich der Köderfisch an der Pose oder am Paternoster auf halber Wassertiefe als eine Art Indikator für eventuell vorhandene Hechte. Das Fischchen macht den Job alleine und man braucht nur die verschiedenen, erfolgversprechenden Plätze anzuwerfen und immer eine Weile lang den Köderfisch präsentieren, während man nebenbei noch mit der Spinnrute ein paar Würfe machen kann.

Sicher ist es den Hechten zum Teil gar nicht so wichtig wie der Köder nun angeboten wird, kopfüber –unter, oder eben waagerecht und möglichst natürlich, aber das Auge angelt ja auch mit und wenn ich ehrlich bin fühle ich mich am wohlsten, wenn der Köder waagerecht unter der Pose hängt- wie lebendig, nur eben tot!

Der einzelne Drilling durch den Rücken war meines Vaters treuer Diener, zwang ihn aber auch oft unnötig lange warten zu müssen, was so manchem Hecht und Zander später schlecht bekam.

Ich nehme da lieber zwei Drillinge hintereinander geschaltet. Im Prinzip die gleiche Anordnung wie bei der Grundmontage, nur hängt der obere Drilling dann bei der Rückenflosse und der untere Richtung Afterflosse oder Kiemendeckel/Brustflosse.

Ich behalte auch die Groß/Kleinkombination von Hakengr. 6 und 8 bei, nur die langen crimp sleeves nehme ich dann nicht so gerne. Wieder angelt das Anglerauge mit und sagt mir daß was am Grund liegt anders betrachtet wird als eine schwebende Beute. Da sind mir die langen schwarzen Dinger etwas auffällig und plump. Auf deren Vorteile will ich aber dennoch nicht verzichten und nehme die kleinere Variante, „treble sleeves“ genannt, die sind kürzer und decken nur das Hakenöhr und die Hülse zum Teil ab. Dennoch bleibt Alles schön gerade und Verhedderungen wird vorgebeugt.

Lustigerweise gibt es die Dinger auch in rot und so hat man nebenbei noch einen netten Lockeffekt, der nicht zu unterschätzen ist.

Sollte man sich für die „Alles oder Nichts“-Methode entscheiden und mal einen richtig großen Köderfisch anbieten, kann man zum einen die Hakengröße ein wenig nach oben verschieben (Gr.4) und auch mit einem weiteren Haken fischen. Ich nehme dann mittig einen Einzelhaken, der an der Rückenflosse den Köder fixiert und die zwei Drillinge rechts und links versetzt in den Flanken des Fisches.

Schleppfischen

Steht ein Boot zur Verfügung ist natürlich auch das Schleppfischen mit dem toten Köderfisch eine sehr schöne und effektive Methode. Neben schweren und kräftig bebleiten Posen finden ebenso spezielle Schleppschwimmer Verwendung, beide Posentypen würden bei der Fahrt nicht verrutschen und dafür sorgen daß der Köder schlimmstenfalls nur in Vorfachtiefe angeboten wird.

Die Vorfächer sind die gleichen wie bei der vorher beschriebenen Posenfischerei mit dem darunter hängendem Köder. Die Anordnung der Haken am Fisch ist allerdings genau anders herum. Der obere Drilling wird durch das Nasenloch geführt, der untere Haken fasst sicher in der Flanke, oder im Bereich der Rückenflosse.

Auch hier kann man aber noch was optimieren und ein System ähnlich dem für die „Alles oder Nichts“- Methode bauen. Dies verfügt dann über einen Einzelhaken oder VB-Haken als Haltehaken für das Nasenloch in der Mitte und an zwei Zügeln rechts und links die Fanghaken die in den Flanken platziert werden.

Es ist durchaus möglich ohne Zügel zu arbeiten und die drei Haken einfach in einer Reihe zu montieren, dann hat man den Haltehaken vorn im Nasenloch , den ersten Fanghaken nahe der Brustflosse und den zweiten Fanghaken an der Afterflosse.

Beim Schleppfischen hat der Hecht nicht die Zeit den Köder einfach nur gemütlich einzusammeln, das führt dazu daß man entweder vehementere und entschlossene Bisse bekommt oder eben dazu daß der Räuber den Braten riecht und auch mal wieder loslässt wenn er den Widerstand der Pose oder der Rolle spürt. Daher ist es schon sinnig mit einer etwas breiteren Hakenverteilung zu arbeiten wie hier bei den Schleppsystemen beschrieben.

Wiederum kann man hier etwas mehr Lockwirkung erreichen, wenn man die roten Treblesleeves verwendet oder auch über die freistehenden Drillingsspitzen „bait flags“ zieht, kleine rote Gummifähnchen.

Wenn man vielleicht auch noch gegen etwas Strömung anschleppt oder nicht ganz so langsam kann man auch noch mit Spinnerblättern die Vorfächer tunen. Dazu wird entweder ein Spinnerblatt Gr. 2-4 vor dem Köderfisch auf des Stahlvorfach montiert, oder man bedient sich eines sogenannten „Tail Gunners“, einem Einzelhaken mit einem Spinnerblättchen dran der an der Schwanzflosse befestigt wird.

Ist das Wasser sehr trübe kann man ein grelles Spinnerblatt in gelb oder orange nehmen und sollte den Tailgunner noch mit einem dünnen Stück Vorfachmaterial mit dem Hauptsystem verbinden damit der Hecht es nicht bei einer Attacke abreißt und verschluckt.

Will man sich diese etwas fummelige und sehr passgenaue Arbeit ersparen geht es auch mit einem großen Duolock-Karabiner statt einem Einzelhaken.

Aufbewahrung

Man kennt ja die guten alten Rigbins vom Karpfenangeln, diese durchsichtigen Plastikdosen mit Schraubdeckel, in denen man mehrere Vorfächer um einen Schaumstoffkern wickeln konnte.

Immer noch eine gute Methode, es gibt aber noch weitere Möglichkeiten.

Sehr schön ist auch das neue Trace Tube, welches nicht nur sehr viele Stationen zur fummelfreien Aufnahme der Systeme bietet und sehr schlagfest und stabil ist, sondern das auch noch über einen mittigen Hohlraum verfügt, in den man noch Posen, Ködernadeln, Tail Gunner oder beschädigte Vorfächer legen kann.

Besonders übersichtlich und gut für sehr lange und reichlich „verzierte“ Vorfachsysteme ist auch das Fox Rig Wallet. Seine nicht gerade geringen Packmaße macht es durch die Übersichtlichkeit und die Aufbewahrungskapazitäten wett.

Beim Naturköderangeln ist also noch lange nicht ein Vorfach wie das andere und alles nur Schema F. Man kann und sollte sich die technischen Möglichkeiten zunutze machen und die Montage den jeweiligen Bedingungen anpassen, nachdem man die Lage gepeilt hat. Eigentlich ist es wie die Schlägerwahl beim Golf auch wenn jetzt Viele lachen werden. Dem Fangerfolg noch entscheidend nachzuhelfen kann auch glücklich machen und man sollte sich die Zeit für Details schon nehmen und nicht immer nur den einfachsten Weg gehen.

Uwe Pinnau

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