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Marcel Wiebeck

Marcel Wiebeck ist Teamangler bei Berkley und jeden Raubfischangler bekannt. Marcel steht uns im folgenden Interview Rede und Antwort. Freut euch auf ein spannendes Interview mit Marcel Wiebeck.

Marcel, als erstes die Frage die fast in jedem Interview vorkommt. Wann bist du zum Angeln gekommen?

Moin Jörg, ja – recht häufig! Zum Fischen bin ich vor etwas mehr als 20 Jahren gekommen. Mein Vater hatte einen eigenen Teich, besetzt mit Karpfen, Goldfischen, Rotaugen, Aalen, Barschen und eben auch Zandern. Mit 2 oder 3 Jahren hab ich dann meine ersten Karpfen auf Schwimmbrot gefangen, schon damals fand ich diese direkte Art des Angelns am spannendsten – wenn ich daran denke, wie sich so ein großer Graskarpfen langsam das Toastbrot von der Oberfläche schlürft ;-) …

Du bist Raubfischangler durch und durch, wie kamst du zum Raubfischangeln und gibt es neben dem Raubfischangeln noch eine weitere Angelart die dich begeistert?

Als kleiner Junge war ich schon der totale Barsch-Freak und mein Vater musste mir immer alle erdenklichen Spinner, Blinker und anderen Kram kaufen damit ich meine Barsche angeln konnte. Eines Morgens, ich war 5 oder 6, gegen 06:00 Uhr früh, wir haben im Sommer oft am Teich im Wohnwagen übernachtet, musste ich pinkeln. Auf dem Weg zurück zum Wohnwagen fiel mir meine Angelrute ins Auge und ich dachte: ,,Auf die Schnell noch mal ein Barsch, kann ja nicht schaden.“ - an diesem Morgen fing ich meinen ersten Zander, auf einen silbernen „Eff-Zett“ Blinker. Mit 64 Zentimetern damals für mich ein riesiger Fisch. Ab dem Tag hatte ich die Zander-Nadel bis zum Anschlag im Arm.
Ich fische nach wie vor gerne auf Barsch mit allen möglichen Finesse-Techniken oder klassisch mit Gummi oder Wobbler. Aber auch die Angelei auf Forelle finde ich ziemlich ansprechend. Rapfen oder Döbel sind auch eine willkommene Abwechslung.
Gelegentlich fische ich stationär auf Schleie oder Aal. Besonders auf Aal, mit der Stellrute an der Elbe – sensationell!

Eines deiner Lieblingsgewässer ist die Elbe, warum hat es grade die Elbe dir so angetan?

Stimmt! Die Elbe ist einfach ein unfassbarer Fluss. Besonders die Elbtal-Auen bei Magdeburg sind nicht nur landschaftlich, sondern auch vom Fischreichtum das Beste was die Elbe zu bieten hat. Die Durchschnittsgröße der Zander ist mit 65 – 70 Zentimetern gigantisch, auch die Fischdichte an Zandern hat sich schon herum gesprochen. Zudem bietet die Elbe für jeden Angler etwas: Ansitzangler kommen mit tollen Aal-, Quappen-, Wels-, oder Karpfenfängen auf ihre Kosten. Auch Feeder-Angler könnten tolle Brassen fangen. Und für mich als Raubfischangler gib es so viele Möglichkeiten dort an den Fisch zu kommen, wie an kaum einem anderen Gewässer. Zudem wird die Elbe nicht mit Zandern besetzt – alle Fische sind absolute Wildfänge, und solch ein Wildfang ist eben nochmal etwas ganz besonderes. Dabei ist das Fischen an der Elbe gewisse nicht einfach, im Gegenteil: Du bist vom Kopf her ständig gefordert, ständig musst Du Dich neuen Herausforderungen stellen. Sei es der wieder mal schwankende Wasserstand, oder die wechselnden Strömungsverhältnisse, oder die Tatsache, dass sich viele Buhnen nach einem üblichen Herbst- und Winterhochwasser grundlegend verändern. Die Elbe ist eben sehr speziell und anglerisch höchst anspruchsvoll, wenn es darum geht, kontinuierlich gute Fänge zu erzielen.

Bist du auch noch an anderen Gewässern anzutreffen?

Ja, logisch. Ich fische ziemlich gerne am Edersee auf Barsch und Hecht, aber auch an anderen kleineren Flüssen wie der Aller, auf Döbel. In der Zander-Schonzeit verbringe ich meine Angeltage auch mal gerne mit der Spinnrute an einem großen Forellensee mit über 10 HA Wasserfläche. Irgendwie muss die Sucht ja befriedigt werden ;-)

Was war dein schönster Fang und wie hast du ihn gefangen?

Der optisch Schönste? Eine Quappe, die ich im letzten Sommer auf einen Gummifisch gefangen habe! Unfassbar, wie toll die Maserungen des Fisches waren.

Was kann dich, richtig auf die Palme bringen beim Angeln?

Vorweg: Einiges! *lach
Am Meisten aber, wenn nichts, rein GAR NICHTS beißen will. Ich meine, wenn ich nur Fischen gehe um in der Natur zu sein und meine Ruhe zu haben, kann ich mich auch auf 'ne Bank im Wald setzen und den Bäumen beim wachsen zugucken.

Tierisch auf die Palme hat mich in der zurückliegenden Zandersaison meine Landungs-Quote bei kapitalen Fischen gebracht. Satte 7 Zander über 90 Zentimeter habe ich verloren, viele Fische sogar schon gesehen, oder Millimeter vor der sicheren Landung gehabt. Ja, das hat mich so manches mal richtig wütend gemacht.

Was auch gar nicht geht, sind Mücken! Mücken, und Perücken gehören definitiv auch zu den Sachen, die mich richtig auf die Palme bringen.

Wie stehst du zum Thema C&R?

C & R halte ich nicht nur für sinnvoll, sondern auch für absolut notwendig. Allerdings plädiere ich nie für absolutes C&R – eine Selektiventnahme ist das Zauberwort. Wie oft habe ich schon Leute gesehen, die einen ziemlich verletzten Fisch einfach wieder zurückgesetzt haben. Das geht gar nicht! Fische, die durch den Haken oder sonstigen Einflüssen so stark verletzt sind, dass die Wahrscheinlichkeit des Überlebens sehr gering ist, müssen einfach entnommen werden – ohne Diskussion.

Neben deiner Tätigkeit als freier Mitarbeiter für das Raubfischmagazin ESOX gibst du professionell geführte Angeltouren/Guidings. Wie bist du darauf gekommen und wie lange machst du dieses schon?

Genau. Seit ein paar Jahren bin ich für den Jahr Top Special Verlag, sprich BLINKER, ESOX, Angelwoche etc. als Exklusiv-Mitarbeitet tätig. Guidingtouren an der Elbe gebe ich seit rund 4 Jahren, und ab diesem Jahr erstmals auf einer Exklusiv-Strecke dank privatem Fischereirecht, von über 23 Kilometern Länge im besten Elbrevier überhaupt!
Ich bekam häufig anfragen, ob ich denn auch solche Touren anbiete – irgendwann habe ich es dann einfach gemacht. Augenscheinlich auch nicht so schlechte: Seit über einem Jahr bin ich Guide im kleinen Team von Jörg Strehlow's Angelschule „Der Angler“, dem marktführendem Guidingunternehmen für Zander-Touren an der Elbe. Für mich eine riesen Sache und ein gefühlter Ritterschlag; wenn „Zander-Papst“ Strehlow fragt, ob man unter dem Dach seiner Angelschule guiden möchte.

Bist du in einem Verein oder Verband tätig?

Logischer Weise bin ich auch in einem Angelverein, klar. Tätig bin ich da allerdings in keiner Funktion. Seit 13 Jahren bin ich allerdings im Musikverein und engagiere mich ehrenamtlich im Jugendfreizeitzentrum.

Was würdest du in Deutschland im Bereich Angeln verändern wollen?

Ach, da gibt es so vieles, was die „hohen Tiere“ scheinbar nicht auf die Reihe bekommen: Einheitliche Schonzeiten und Schonmaße, Schonmaße für kapitale Fische, Legalisierung des Zurücksetzens von maßigen Fischen, weniger sinnlose Verbote wie das Nachtangelverbot in einigen Bundesländern oder andere irrsinnige Bestimmungen.

Was hören wir in Zukunft von dir?

Aktuell gibt es demnächst etwas Neues aus unserer Angelschule zu hören. Was genau wird natürlich nicht verraten ;-)
Ansonsten denke ich, mache ich einfach weiter so leidenschaftlich und akribisch meine Arbeit wie bisher, und schaue was sich so ergibt. Toll wäre, vielleicht irgendwann eine eigene Raubfischserie unter dem Dach von Berkley, wo ich seit August letzten Jahres als Teamangler unter Vertrag stehe – Mal sehen was die Zeit so mit sich bringt :-)

Wir bedanken uns bei Marcel Wiebeck für das spannende Interview