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Die Frage nach dem „Warum?“

Immer wieder werde ich in meinem Freundeskreis gefragt, warum ich denn Wochenende für Wochenende beim Fischen bin. Jedes Mal musste ich zögern und überlegen, warum eigentlich? Nicht immer fiel mir eine plausible Erklärung ein.

Das machte mich nachdenklich.

Ich sitze bei strömendem Regen in meinem Zelt. Gerade habe ich mir trockene Klamotten angezogen. Ich sehe, wie immer wieder einzelne Tropfen von meiner Rutenspitze auf die Wasseroberfläche hinunterfallen.

Nur wenige Millimeter Zeltstoff trennen denn Regen, davon mich völlig durch zu nässen. Es fröstelt mich. Ich nippe an meinem dampfenden, frisch gebrühten Kaffee. Da durchdringt ein heller pfeifender Ton das monotone Geprassel des Regens. Es ist ein kleiner Vogel, der fröhlich durch das nasse Laub am Boden hüpft. Immer wieder pickt er in den Boden, in der Hoffnung etwas Fressbares zu finden. Es ist ein schöner Anblick diesen kleinen scheinbar glücklichen Vogel bei seiner Tätigkeit zu beobachten. Immer wieder fallen einzelne Blätter auf das Wasser. Nichts bewegt sich, nur der kleine Vogel hüpft munter weiter über das nasse Laub. Es ist ein unwirklicher Moment, man meint die Zeit sei stehengeblieben.

Plötzlich wippt meine Rutenspitze und der Bissanzeiger erzeugt ein Geräusch das gar nicht in diese Atmosphäre passt. Biss! Adrenalin schießt in meine Adern. Ich scheue mich nicht in den Regen hinauszuspringen. Im Gegenteil ich vergesse sogar meine Regenjacke anzuziehen. Ich nehme die Rute auf. Es fühlt sich super an endlich wieder einen Fisch im Drill zu haben. Es ist ein stattlicher Kämpfer. Nach einigen Minuten nervenaufreibenden Drill bugsiere ich diesen Karpfen über den Kescherrand und die Maschen des Netzes schließen sich um ihn.

In der Zwischenzeit ist der Himmel aufgeklart. Die schwarzen Wolken haben sich über den Horizont verzogen. Die Sonne scheint, sie bringt die faszinierende Färbung des Schuppis zum glänzen. Nach ein paar Fotos entlasse ich den Fisch wieder in sein Element. Da zieht er hin, frei und ganz ohne Pflichten. Ein erlösendes Gefühl diesen Fisch so entspannt zu sehen.

Der Tag neigt sich seinem Ende zu, die blutrote Sonne verschwindet hinter dem Horizont. Es wird dunkel. Ich sitze noch ein wenig am Lagerfeuer und bereite mir mein Essen zu. Heute fällt das Abendessen mager aus. Nur zwei Bratwürste mit Semmel, etwas anders als daheim, aber es reicht. Was brauche ich denn mehr als einen vollen Magen. Ich genieße jede Sekunde die ich am Wasser verbringen kann.

Dann lege ich mich in meinen Schlafsack und versuche zu schlafen. Das fällt mir aber schwer. Ich bin noch so aufgewühlt von den vielen schönen Eindrücken des heutigen Tages.

Jetzt wird mir klar, warum ich diese Strapazen auf mich nehme.

Warum ich bei strömendem Regen oder bei brütender Hitze mein Zelt aufbaue und die Ruten ausbringe.

Warum ich viele schlaflose Nächte am Wasser verbringe.

Warum ich die weiten Wege zum Angelgewässer auf mich nehme.

Warum ich meinen Trolly über Stock und Stein ans letzte Eck des Sees zerre.

Es sind die unvergesslichen Momente, die man nur am Wasser, draußen in der Natur erlebt.

Es sind die ganz kleinen Dinge wie der Vogel, aber auch die großen Naturgewalten wie Regen, Hagel, Schnee und Sonne, die jede Session zu etwas ganz besonderem machen. Nicht zuletzt sind es unsere beschuppten Freunde, die Großen wie auch die Kleinen. Sie zaubern mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht und sorgen auch für viele spektakuläre Momente.

Um all das einem Außenstehendem zu erklären bräuchte man wahrscheinlich Jahre. Und diese Zeit wäre umsonst, denn, um unser Hobby- das Karpfenangeln- mit all seinen Facetten zu verstehen, muss man das alles erlebt haben. Denn die vielen schönen Eindrücke kann man nicht erklären, diese muss man erleben.

Autor: Elias Kanefzky

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