Fe(e)derleicht zum Erfolg
Ein stressiger Tag ist geschafft. Es ist ein lauer Sommerabend. Die Lust aufs fischen staut sich in mir. Die Motivation sprudelt nur so aus mir heraus. Doch bleiben mir nur drei Stunden, die ich in der Natur verbringen kann. Die Lösung: Feederfischen.
Feederfischen ist für mich pure Erholung mit maximalem Spaß. Diese Angelei ist derart vielfältig und erfolgreich, sodass man in zwei Stunden fünf bis sechs Friedfischarten fangen kann. Nachdem ich mir etwas hinter die Kiemen geworfen habe, belade ich meinen Fahrradanhänger. Nur das nötigste darf mit. So landet nur eine kleine Tacklebox, Abhakmatte, Stuhl, Rute und Kescher auf meiner Ladefläche. Selbst in meiner Tacklebox ist gähnende Leere, es findet sich wirklich nur das Absolut wichtigste.
Jetzt noch das richtige Futter anmischen. Hierbei achte ich auf die Richtige Mischung verschiedener Sorten. Mein geplantes Ziel war ein kleiner Fluss zirka sechs bis sieben Meter breit mit mäßiger Fließgeschwindigkeit. Daher entscheide ich mich etwas mehr bindendes Futter einzumischen, damit später nicht alles sofort weggespült wird. Des weiteren benutze ich je nach Zielfisch gröbere oder feinere Mischungen. Heute sollte es auf größere Fische gehen, deshalb sehr grobes Futter um die kleineren Fische zu sättigen und als Beifang zu vermeiden. Die Farbe des Futters ist meiner Meinung nach nicht sehr wichtig für den Erfolg. Es ist nur wichtig sich dem Gewässergrund anzupassen. Also auf hellem Untergrund auch ein helles Futter zu fischen, dieses vielleicht mit einem leichten Rotstich versetzen. Hingegen auf dunklem Boden eine dunklere Mischung verwenden. Jedoch ist die Feuchtigkeit des Futters entscheidend. Das perfekte Futter sollte so Nass sein dass wenn man einen Ballen knetet und aus etwa 30-40 Zentimeter fallen lässt auseinander bricht und leicht zerbröselt.
Noch etwas Mais und Maden dazugeben und schon ist das Futter fertig angemischt. Jetzt schnell noch die Rute mit der richtigen Spitze und Montage ausstatten. Ich verwende die sogenannte Schlaufenmontage, sie ist sehr einfach zu binden und funktioniert perfekt. Bei dieser Montage haken sich größere Fische schon selber, ein Anhieb ist aber trotzdem nötig. Meine Vorfächer binde ich selbst, da ich über die Jahre festgestellt habe das die gewöhnlichen Haken nicht so gut greifen. Ich verwende Haken die einen weiten Hakenbogen besitzen, diese finden einfach besseren halt in den Fischmäulern. Jetzt aber nicht erschrecken und denken was ich für eine Fummelei betreibe, ganz im Gegenteil. Ich benutze Haken aus der Karpfenangelei die nie kleiner als Größe 10 werden. Als Schnur verwende ich ebenfalls aus dem Karpfensektor eine dünne Zigschnur, diese ist unter Wasser unsichtbar und hat ein geringes Eigengewicht. Meine verwendeten Vorfächer sind immer zwischen 15-20 cm lang, bei sehr starker Strömung aber auch länger.
Nach kurzer Fahrt ist das Gewässer erreicht. Ich pirsche den Fluss entlang und halte nach vielversprechenden Stellen ausschau. Immer wieder steigen Vögel auf die sich im hohen Gras versteckt hatten, und fliegen in den Himmel. Ich erreiche eine Autobrücke, die generell interessant erscheint und Fisch vermuten lässt bei einem genaueren Blick aber durch zu flaches Wasser ausscheidet. Nach ein paar 100 Metern fällt mir ein Kehrwasser ins Auge. Durch einen kleinen Baumstumpf wird die Strömung gebremst, und ein leicht überhängender Baum bietet Unterstand. Mein Instinkt sagt mir, hier muss etwas gehen. Schnell den Rutenhalter in dem weichen Sand versenkt, die Rute zusammen gesteckt und einen leichten Futterkorb montiert, welchen ich vorher noch etwas verbogen habe um ein wegrollen zu verhindern. Sorgfältig ein Maiskorn und zwei Maden auf den Schenkel des Hakens gesteckt. Jetzt nur noch mit sanftem Druck den Futterkorb befüllen, und rein das Ding.
Kaum steht die Rute im Halter zuckt die Spitze. Nach wenigen Sekunden kann ich den ersten Anhieb setzten und den ersten Fisch verzeichnen. Zweiter Wurf gleiches Spiel. Nach fünf Fischen kehrt aber schlagartig Ruhe ein. Die Spitze bewegt sich nur noch langsam im Takt der Strömung. Vor mir schwimmt im abendlichen Sonnenlicht ein Bisam seine Runden. Der herrliche Duft des frisch gemähten Heus steigt mir in die Nase, es ist einfach überwältigend. Im gegenüberliegenden Baum ist bei Familie Spatz Fütterungszeit. Ich entscheide auch nochmal einzuwerfen und den Tisch unserer beschuppten Freunde ebenfalls zu decken. Zügig sind neue Maden und Mais aufgezogen und der Korb befüllt. Ein leichter Pendelwurf und alles liegt wieder an seinem Platz. Voller Faszination beobachte ich die Amseln am gegenüberliegendem Ufer, sie hüpfen wild hin und her, picken hier und mal da. Plötzlich zuckt meine Rutenspitze einmal kurz, ich denke mir nichts und schaue gebannt auf das andere Ufer. An dem gerade ein Reh aus dem kleinen Wäldchen auf die Wiese läuft und zu grasen beginnt. Ich bin von diesem Anblick gefesselt. Gerade als ich zum Foto greife, werde ich bemerkt und das Reh verschwindet wieder mit meterhohen Sprüngen im Wald.
Ohne Vorwarnung hebt sich das Handteil meiner Rute und steht plötzlich in der Waagerechten. Ohne zu überlegen springe ich auf und setzte den Haken. Die Spiele sind eröffnet! Meine Rolle glüht. Mit solch einem mächtigen Fisch hatte ich nicht gerechnet. Es scheint aussichtslos dieses Monster zu bremsen und zu verhindern das es um die Kurve schwimmt. Mir bleibt nichts anderes übrig als dem Fisch um die Kurve zu folgen. So schlage ich mir eine Schneise in das dichte Gestrüpp. Es scheint so als würde der Fisch mit mir tanzen wollen. Nach einigen dramatischen Minuten und 20 Meter Fluss auf und Fluss ab, schließen sich die Maschen meines Keschers um den prall mit Leich gefüllten Bauch des Karpfens. Das orange Licht der knapp über dem Horizont stehenden Sonne lässt den herrlichen Karpfen erglänzen. Immer wieder ein beeindruckendes Gefühl einen Flusskarpfen zu drillen, und diese Kraftpakete in den Händen zu spüren.
Wie man sieht ist das Feederfischen sehr zu empfehlen. Ich praktiziere es selbst schon einige Jahre und es macht immer noch riesigen Spaß. Ich glaube das faszinierendste daran ist das mit so wenig Equipment und nur etwas Futter, große Erfolge feiern kann. Ich kann es nur jedem ans Herz legen diese Angelmethode einmal auszuprobieren.
Euer Elias Kanefzky