Fullrun Youtube-Kanal

Andreas Bruners

Andreas, als erstes die Frage die fast in jedem Interview vorkommt. Wann bist du zum Angeln gekommen?

Schon recht früh. Ein Bekannter meiner Eltern hat mich zum Angeln an die Ruhr mitgenommen. Da war ich 6 Jahre alt. Seitdem bin ich dran geblieben.

Wann beginnt deine Angelsaison, wann endet sie?

Anfang und Ende gibt es bei mir nur bezogen auf die Zielfische, die ich befische, ansonsten wird das ganze Jahr durchgeangelt. Im Winter ist es zum Beispiel der Döbel.

Gibt es einen Fisch an den du dich besonders gerne erinnerst?

Da gibt es einige, aber die erste zweistellige Barbe war schon etwas Besonderes.

Was war dein schönstes Erlebnis beim Angeln?

Bei den unzähligen Stunden am Wasser gibt es viele besonders schöne Erlebnisse, ob nun ganz allein, mit Freunden oder mit der kompletten Familie, samt Hund.

Eins davon war sicherlich, als meine zehnjährige Tochter ihre erste Brasse von gleich 10 Pfund an den Haken bekam. Ich kurz darauf eine Zweifarbige fing und wir ein gemeinsames Beweisfoto machen konnten. Für mich ist es ein großes Privileg, dass ich Familie und Fischen miteinander genießen kann. Dazu gehören besonders die langen Wochenenden, die wir zusammen an unserem Lieblingssee verbringen. Die schönsten Momente sind dann nicht unbedingt diese, wenn ein Fisch gelandet wird, sondern mit den Vögeln zu erwachen und den Morgendunst über dem Wasser mit einer Tasse Kaffee zu genießen. Diese Erlebnisse brauchen wir ab und zu um uns wieder zu erden.

Du bist Friedfischangler durch und durch, wie kamst du zum Friedfischangeln?

Als Kind wurde ich ja eher an die Hand genommen und man brachte mir auf althergebrachte Art das Angeln bei. Als Jugendlicher änderte sich für mich alles, als ich die ersten Berichte von Peter Stone und Toni Miles in deutschen Angelmagazinen las. Ab da begann ich gezielt auf kapitale Friedfische zu angeln.

Man kann dich ruhig einen Alten-Hasen der Friedfischszene nennen, wie hat sich die Szene in den letzten Jahren verändert?

Aus meiner Sicht ist die Szene einfach breiter aufgestellt, als noch vor 10 Jahren. Es gibt immer mehr Angler, die sich spezialisieren und die Gerätehersteller passen ihr Angebot daran an, nicht nur in England.

Man braucht auch nicht mehr ins Ausland zu fahren, um große Fische zu fangen. Das Potential an Fischen und Gewässern in Deutschland hat sich unheimlich entwickelt. Das hängt sicherlich auch mit verbesserten natürlichen Bedingungen, wie Renaturierungen der Gewässer und strengere Auflagen bei Düngemitteln zusammen, aber auch am größeren Angelmarkt.

Du warst früher Teamangler bei der Specimen Hunting Group Dortmund, wie kam es zum Ausstieg?

Ja, das stimmt und es war eine gute Zeit. Ich habe mit Berndt, Roland und Frank viel erlebt. Der Ausstieg ist schon viele Jahre her. Das ist wie mit vielen Dingen im Leben: Alles hat seine Zeit. Ich wollte einfach neue Wege einschlagen. Ich bin ein Mensch, der sich neuem nicht verschließt, sich erstmal damit auseinandersetzt und dann entscheidet, ob es mich bereichert. Dadurch habe ich viele neue Menschen kennen und schätzen gelernt. Manche davon als echte Freunde, mit denen man schöne Erlebnisse teilt, nicht nur am Wasser.

Jetzt hast du deinen eigenen Laden, wie läuft es und wie können dich unsere User finden?

…am Besten unter www.friedfischen.de oder in Fröndenberg (Ecke) Alleestraße 19

Nach 8 Jahren Onlinegeschäft war es vor knapp einem Jahr Zeit das Ganze durch einen Laden zu ergänzen, einfach um sich auch den Anglern vor Ort zu öffnen. Vorher kamen Interessierte auch schon zu uns, aber die Bedingungen waren nicht so ideal. An 3 Tagen in der Woche sind wir nun besuchbar. Da geht es gar nicht nur ums verkaufen. Viele kommen direkt nach ihrer Angelprüfung und stehen dann etwas ratlos vor den Geräten. Dann ganz individuell herauszufinden, womit derjenige glücklich am Wasser wird, das macht es aus. Es macht großen Spaß, da viele Jugendliche, aber auch alte Hasen vorbei schauen, um sich Techniken genauer erklären zu lassen. Das haben wir so nicht erwartet, aber es ist sehr schön, das eigene Wissen zu teilen und Tage später die Erfolge erzählt zu bekommen. Oft sind es Kleinigkeiten, wie zu zeigen, einen einfachen Haken selbst zu binden, da man das scheinbar heute kaum noch beigebracht bekommt.

Was kann dich, richtig auf die Palme bringen beim Angeln?

Bin ich beim Fischen kann mich eigentlich nicht viel ärgern. Schwierig wird es zunehmend, wenn verschiedene Welten aufeinander prallen. Ich sage nur Naturschutz und Angler. Das eine muss das andere ja nicht ausschließen. Statt miteinander richtig zu reden, werden Verbote ausgesprochen.

Sehr Problematisch finde ich das steigende Müllaufkommen am Wasser, welches nicht nur von Anglern stammt, aber viel kaputt macht. Aus diesem Grund gibt es bei uns im Laden auch Pfanddosen für Maden.

Rücksichtnahme sollte von allen groß geschrieben werden, vor allem gegenüber der Natur.

Wie stehst du zum Thema C&R?

Heißes Eisen! Obwohl es passt eigentlich super zu meinem letzten Satz, auch wenn es so umstritten ist. Es sollte eigentlich jedem selbst überlassen sein, ob er Catch & Release betreibt oder auch mal einen Fisch zum Verzehr mitnimmt. Wenn doch untermaßige Fische zurückgesetzt werden müssen, um den Bestand nicht zu schaden, warum denn nicht auch unverletzte große Exemplare, deren Genießbarkeit fraglich ist?

Die meisten Angler der Szene gehen sehr schonend mit kapitalen Fischen um. Ein 30 Pfund-Karpfen der sehr alt ist und vielen Umwelteinflüssen trotzte - wozu sollte ich diesen töten? Mir wäre es lieber, wenn dieser seine guten Erbanlagen noch weiter gibt und dadurch seine Population sichert. Stattdessen werden regelmäßig tausende Besatzfische aus Zuchtanstalten in unsere Gewässer gekippt.

Gibt es ein Vorbild für dich?

Na die hat doch jeder. In meiner Jugend war es die SHGDO und natürlich Peter Stone, Chris Yates, Phil Smith, Terry Lampard, um nur einige zu nennen.

Was würdest du in Deutschland im Bereich Angeln verändern wollen?

Schwierig! Das habe ich ja eben schon angerissen… Angler und Naturschützer sollten enger zusammen rücken, versuchen den anderen zu verstehen. Man ist ja eigentlich auf der gleichen Seite, bei der Natur. Würden Angler sie kaputt machen wollen, hätten sie ja kein Hobby mehr .

Was hören wir in Zukunft von dir?

Es gibt einige unveröffentlichte Angelberichte in der Schublade, die ich fertig machen möchte. Ich arbeite daran mehr Zeit dafür zu haben, um mit anderen ins Gespräch zu kommen. Das finde ich sehr wichtig.

Außerdem werde ich zunehmend von Jugendgruppen angefragt, Seminare zu speziellen Themen abzuhalten. Damit habe ich gute Erfahrungen, aber bisher noch zu wenig Zeit, um allem gerecht zu werden. Das werde ich ausbauen, da der Bedarf an Aufklärung sehr groß ist und ich darin eine große Chance sehe, dass unser Angelnachwuchs entsprechend gut vorbereitet ist und auch Aspekte beachtet, die nicht unbedingt Teil der Angelprüfung waren.

Vielen Dank Andreas Bruners

Kontakt | Impressum | Datenschutz | Nutzungsbedinungen | Haftungsausschluss