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Jens Koschnick

Die moderne Matchanglerszene aus Deutschland war dieses Jahr auch im Ausland sehr erfolgreich. Unter anderem wurde Deutschland Weltmeister mit der Mannschaft und Einzel im Feedern. Neue, junge Gesichter prägen die Szene. Einen der „jungen Wilden“ haben wir exklusive für Fullrun interviewt. Jens Koschnick ist Teamangler bei Browning und erfolgreiches Mitglied im Nationalfeederteam Deutschland.

Erstmal eine obligatorische Frage. Erzähl uns bitte etwas über Deinen anglerischen Werdegang!

Ich bin durch meinen Vater Jürgen Koschnick zum Angeln gekommen. Er hat mich schon im Kindesalter mit zum Wasser genommen. Bis zu meinem 16. Lebensjahr habe ich nur an regionalen Vereins- und Gemeinschaftsfischen teilgenommen. Schon immer stand für mich auch der sportliche Gedanke beim Fischen im Vordergrund. Ich wollte immer besser werden und mehr fangen als andere Angler. Also meldete ich mich zu großen internationalen Veranstaltungen an, um mich mit den Besten zu messen. Wie wohl jeder, habe auch ich oft Lehrgeld bezahlt. Jedoch konnte ich zu fast jeder Niederlage auch Rückschlüsse ziehen, um es beim nächsten Mal besser zu machen. Ich habe nie irgendeine Angelmethode bevorzugt und von Stippe über Matchrute und Feeder alles gefischt. 2012 kam dann der Durchbruch mit der Mannschafts-Vizemeisterschaft beim Anglertreff Feeder. Mit dem 8.Platz in der Einzelwertung, schaffte ich den Sprung in den Nationalkader und war als Angler gesetzt für die Feeder Weltmeisterschaft 2013 in Südafrika.
Dort erreichten wir mit der Mannschaft einen respektablen 5.Platz. In der Einzelwertung wurde ich 17. und somit bester Deutscher. Meine zweite WM Teilnahme war dann 2016 in Serbien. Trainer Kurt Kricke schenkte einem sehr jungen Team sein Vertrauen. Bis heute ziehe ich den Hut vor seiner Entscheidung und danke ihm an dieser Stelle nochmal für das entgegengebrachte Vertrauen. Ich glaube wir haben mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft in der Teamwertung auch gut zurückgezahlt. Es war ein unglaubliches Erlebnis und ich bin stolz auf dieses Deutsche Team. Geil mit so angelverrückten, abgezockten Anglern zusammen zu arbeiten!
Aktuell lege ich meinen Schwerpunkt auf internationale Veranstaltungen, um weiter viele wertvolle Erfahrungen zu sammeln. So gewann ich mit Thorsten Küsters die Teamwertung beim World Pairs in Irland. Auch die Einzelwertung konnte ich in diesem weltklasse Teilnehmerfeld für mich entscheiden. Ich bin aber auch bei einigen Hegefischen in Deutschland dabei. So konnte ich zum Beispiel das 3 Tage Grand National Feederevent am Abbendorfer Vorfluter 2015 mit 128kg, bei einer Teilnehmerzahl von 110 Anglern gewinnen. Ebenso gewann ich mit Felix Scheuermann im Koppel, den Mosella Cup 2016 am Eixendorfer Stausee.

Nun hoffe ich auf eine erneute Nominierung für die WM 2017 in Portugal, um unseren Titel ehrenhaft verteidigen zu können.

Seit einiger Zeit bist Du im Team von Browning. Wie kam es dazu?

Ich kenne die Marke Browning schon aus meinen Kindheitstagen. Für mich war diese Marke immer was Besonderes und mit Ruten eben dieser Marke, habe ich das Angeln gelernt. Die Verantwortlichen dieser Firma, sowie die Teamangler stehen alle in einem eher familiären Verhältnis zueinander! Das ist etwas, was mich besonders fasziniert und was ich mega cool finde!
Im Ruhrpott, wo ich ja herkomme, sagen wir: „Watt bringt dich Stress bei die Ausführung von dein Hobby? Besser iss, wenne Spass hast, die richtigen Kumpels um dich hast, lachst und gelegentlich ma en Schluck Korn nimms.“

Ich hoffe ihr versteht den Sinn dahinter…haha

Ich bekomme von Browning/Zebco Europe eine gute Unterstützung, um meine Leistung auf konstant hohem Niveau halten zu können. Das geht nur mit zuverlässigem, hochwertigem Material. Ich bin eng in die Produktentwicklung eingebunden und mache Marketingarbeit. Das bereitet mir besonders viel Spaß und verbindet mich eng mit der Firma. Browning ist eine Marke, die nah am Angler ist und hervorragende Produkte entwickelt.

Dieses Jahr brachte Browning mit dem Koschrig ein Feederrig auf den Markt welches aus Deiner Hand stammt. Erzähl uns bitte etwas darüber!

Einfach gesagt:

Die leichteste Feeder-Durchlaufmontage, die es auf dem Markt zu kaufen gibt!
Es hat mich 3 Jahre gekostet, die perfekte Montage zu entwickeln, die dem Angler die best mögliche Bissanzeige, das geringste Verwicklungsrisiko und die natürlichste Köderpräsentation ermöglicht. Es ist ein absolutes Profirig, welches auch für den „Normalangler“ einfach zu benutzen ist. Diese Motage erhöht definitiv für jeden die Fangausbeute! Diese Montage ist auf einer sehr robusten und Dehnungsfähigen Schlagschnur aufgewickelt. Alles was der Angler tun muss, ist die 10m lange Schlagschnur an seine geflochtene Schnur knoten. Sogar der Haken ist schon an der Montage befestigt. Somit ist sie nach dem Anknoten direkt angelfertig.

Neben der Entwicklung des Koschrigs, hast Du dieses Jahr an einigen sehr guten DVD – Produktionen mitgewirkt. Auf was können wir uns in der nächsten Zeit freuen?

Konkret ist noch nichts in Planung. Das wird sich aber ergeben und ich bin mir sicher, dass auch 2017 einige gute Videos von mir heraus kommen werden.

Mit dem Feederweltmeister-Titel und dem Sieg beim World Pairs in Irland, hast Du dieses Jahr große Siege gefeiert. Ist da eine neue Zielsetzung nicht schwer? Und wie sehen sie aus, die neuen Ziele?

Wie oben bereits beschrieben, würde ich unheimlich gerne dazu beitragen, den Mannschaftstitel bei der Feeder WM in Portugal zu verteidigen. Das Gleiche gilt für die Titelverteidigung des World Pairs. Des Weiteren möchte ich einige große internationale Veranstaltungen in Italien und Ungarn fischen. Vielleicht werde ich auch im November 2017 zum Südafrikanischen Nationalteam nach Südafrika reisen, um dort einen großen Wettbewerb mitzufischen. Die Einladung habe ich jedenfalls schon bekommen, das wäre ein Traum. Ich liebe dieses Land!

Dass die Titel alle nur sehr schwer zu verteidigen sind, das weiß ich natürlich auch. Jedoch bin ich keiner, der die Flinte schon im Vorfeld ins Korn wirft. Ich habe in meiner anglerischen Laufbahn bestimmt öfter verloren als gewonnen. Von daher genieße ich den Moment beim Sieg, bin aber nicht zu Tode betrübt wenns mal wiede Haue gegeben hat. Das gehört dazu und damit muss man umgehen können!

Hast Du trotz Deiner großen Erfolge noch Angler welche für Dich Vorbilder sind? Wenn ja welche und warum?

Ich schaue zu Bob Nudd und Tommy Pickering auf. Dabei geht es mir nicht rein um das anglerische Können! Es ist die Persönlichkeit und der Sportsgeist, den ich bei Beiden so schätze. Wie Tommy mich bei der Siegerehrung in Irland beim Aufruf nach vorne geschrien hat, war echt geil! Das gibt’s nur in England…
Was ich an unserer Deutschen Szene nicht mag ist, die Reduzierung der Angler auf den reinen Erfolg. Jeder ist darauf bedacht sich gut in Szene zu setzen und nimmt sich selber viel zu ernst. Der Umgang mit Niederlagen ist teilweise unmöglich in unserer Szene.

Dein Erfolg beim World Pairs kam im Team mit Torsten Küsters zustande. Ihr fischt für unterschiedliche Hersteller. Das wäre früher ein Nogo gewesen, bei Euch scheint das aber absolut super zu funktionieren. Finde ich toll! Auch bei dem Feedernationalteamklappt dies ja super. Wie bekommt man das so gut hin?

Zu aller erst sind wir schon vor unseren Sponsorings befreundet gewesen. Unsere Frauen verstehen sich ebenfalls hervorragend! Thorstens Tochter und meine Tochter sind nur ein halbes Jahr auseinander und wir machen hin und wieder einen Familienausflug zusammen. Wir schätzen und respektieren uns. Informationen werden ausgetauscht und ruhen auf einem sehr starken Vertrauen. Der Sponsor hinter einem anderen Angler interessiert mich nicht. Ich sehe den Angler als Persönlichkeit. Jedoch sehen sich einige Angler teilweise ausschließlich als Marke. Das merkt man ihnen an. Das ist z.B. bei Thorsten Küsters, Felix Scheuermann und mir kein Problem. Das Gleiche gilt für das restliche Nationalteam! Ein guter Teamspirit ist nicht zu unterschätzen. Diese günstige Konstellation von ausgeglichenen Charakteren hat uns sehr geholfen bei der WM in Serbien.

Wenn mal kein Match ansteht, wie und auf was fischt Jens Koschnick dann am liebsten?

Es gibt für mich nur Wettkampf!

Wenn ich nicht angeln gehe, bin ich bei meiner Familie. Meine Frau Mareike unterstützt mich sehr bei meinem Hobby und meine zweijährige Tochter freut sich riesig mit mir Zeit zu verbringen.
Da wir uns Anfang des Jahres ein Haus gekauft haben, an dem noch sehr viel zu tun ist, hab ich eh keine Langeweile.

Du bist durch die Veranstaltungen im In – und Ausland sehr stark eingebunden. Aber Du hast auch eine junge Frau, ein kleines Kind und sicher auch einen Job! Wie bekommt man dies alles unter einen Hut? Bitte verrate Dein Erfolgskonzept!

Schwer!
Am besten iss, wenne Zuhause kein Stress mite Frau has. Meine macht glaub ich au manchma die Faust inne Tasche, aber wat willse machen.
Angeln muss sein!
Mein Schatz kennt mich ja…haha

Wie steht es bei den Fischen? Gibt es dort einen ganz besonderen an den du dich erinnern kannst? Wenn ja, wie hast du Ihn gefangen?

In Südafrika habe ich im ersten Durchgang einen Wels gefangen. Nachdem ich 35 Minuten keinen Biss mehr hatte, hatte ich dat Tier plötzlich am Tau. Und wenn ich dich jetz sach, dat der ein Maiskorn am 12er Haken gefressen hat, sachse bestimmt der Koschi hat ein wech…haha

Nun mal eine eher ungewöhnliche Frage. Was war das skurilste was du am Wasser erlebt hast?

Ich hab ma in Herne ein Stippevent mitgefischt. Am Abend vorher war ich mit mein guten Kumpel Felix gewaltig einen trinken. Ich weiss nicht wie, aber ich bin pünktlich zum Losen gewesen. Gelost hatte ich irgendein Platz inne Mitte vonne Belechschaft.

Startsignal!
Ich hau meine Klumpen Grundfutter ins Wasser und beködere mein Haken mit eine Made.
Ich schieb die Stipprute raus und klemm mich den Stock zwischene Beine.
In den Moment fällt mich dat Handtuch runter. Beim Bücken nach dat Handtuch, schwenkte ich ungewollt mite Rute nach rechts. Als ich auf meine Spitze guck, hängt der 5er Gummizug raus. Ein Barsch von 150g. Natürlich hab ich den nicht gekeschert, sondern nach Ruhrpottmanier rausgehoben. Nach weitere 20 Minuten ohne Biss, wurd ich richtig müde und konnte meine Augen nich mehr aufhalten. Ich hab mich ins Auto gelegt und wurde erst wach, als jemand an meine Scheibe klopfte und sagte, dass das Ageln zuende wäre. Ich ging zu meinem Platz und packte die Lumpen zusammen. Wat soll ich sagen…et hat kein anderer über die gesamte Angelzeit mehr einen Fisch gefangen!

Die Kohle war jedenfalls im Sack…angenehm!

Was würdest Du Anglerdeutschland noch gern mit auf den Weg geben?

Holt mehr Jugend ans Wasser und macht unsere Angelszene wieder attraktiver!

Besonders unsere Feederszene liegt mir wie ein Stein im Magen. Eine Angelmethode und Szene, die gerade im Begriff ist enorm zu wachsen, wird durch einige Unstimmigkeiten gespalten und aufgerieben. Besonders stört mich, das Ausschließen von Anglern bei Veranstaltungen. Es gibt mittlerweile einige solcher Fälle. Oft spielen der Sponsor oder persönliche Angelegenheiten da eine Rolle. Das macht unsere Szene kaputt.
Ebenso find ich die Entwicklung schade, dass manche Fischen mit zu viel Anglern besetzt werden. Das wirkt sich meist negativ auf den Fangerfolg aus und es gibt viele schlechte Plätze. Extrem ärgerlich, wenn man mehrere hundert Kilometer gereist ist um teilzunehmen. Wir brauchen meiner Meinung nach auch mehrere Einzelangeln. Das Koppelfischen ist zwar gemütlich und bequem, stumpft den anglerischen Horizont allerdings aus taktischer Sicht sehr ab.
Andererseits ist es natürlich gut, wenn überhaupt noch Angeln ausgerichtet werden. Ein schmaler Grat…

Ich wünsche allen Anglern Petri Heil und hoffe Ihr seid mit meinen Ausflügen in den Ruhrpottslang klar gekommen.

Glück auf!

Euer Koschi

Thomas Rimpl & Jens Koschnick

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